Anatomie und Funktion des Kniegelenks (vorderes Kreuzband (VKB) und hinteres Kreuzband (HKB))

Anatomie und Funktion des Kniegelenks

Das Knie ist ein komplexes Gelenk, sowohl anatomisch als auch funktionell, und besteht aus drei Kompartimenten: femoropatellär, mediales femorotibiales und laterales femorotibiales Kompartiment.

Die Gelenkflächen sind wenig kongruent, die Stabilität des Gelenks wird durch mehrere Bänder, die Menisken, die Gelenkkapsel, Muskeln und Sehnen gewährleistet.

Die Menisken sind fibroknorpelige Strukturen, die als Stoßdämpfer zwischen den Gelenkflächen von Femur und Tibia dienen und dadurch den Gelenkknorpel vor Abnutzung schützen. Diese anatomischen Strukturen fungieren zudem als sekundäre Stabilisatoren des Gelenks.

  • Das mediale Bandapparat – das mediale Seitenband (MCL) und der posteromediale Winkel (PMC) – stabilisiert das Knie in der mediolateralen Achse sowie bei Rotationsbewegungen.

Frank H. Netter

Kniebandverletzungen und Gelenkinstabilität

Verletzungen des vorderen Kreuzbands (VKB) erhöhen die vordere Verschiebung des Schienbeins gegenüber dem Oberschenkelknochen, was unter Belastung zu Instabilitätsanfällen im Knie führen kann und folglich sekundäre traumatische Schäden am betroffenen Gelenk verursachen kann.

Die sekundären Stabilisatoren bei einer solchen vorderen Instabilität sind das hintere Horn des inneren Meniskus sowie die posteromedialen Strukturen (PMC).

Risse der Kreuzbänder: vorderes Kreuzband (VKB) vs hinteres Kreuzband (HKB)

Risse des hinteren Kreuzbands (HKB) führen zu einer hinteren Verschiebung des Schienbeins gegenüber dem Oberschenkelknochen und sind häufig mit Verletzungen der posterolateralen Strukturen verbunden. Bei Streckbewegungen kompensiert die Anspannung des Quadrizeps die Instabilität, weshalb die funktionellen Einschränkungen für den Patienten weniger ausgeprägt sind als bei einer Verletzung des vorderen Kreuzbands (VKB).

Funktion und Behandlung der Seitenbänder

Das mediale Seitenband stabilisiert das Gelenk auf der Innenseite und ist bei Knieverstauchungen am häufigsten betroffen. Dieses Band besitzt ein gutes Heilungspotenzial und erfordert selten eine Operation.

Das laterale Seitenband ist häufig bei Verletzungen des posterolateralen Winkels (PLC) betroffen. Die Behandlung erfolgt bevorzugt operativ, da diese Strukturen eine schlechte Heilungstendenz aufweisen.

Lockerheit, Instabilität und Verletzlichkeit des Knies

Der Streckapparat (Quadrizeps, Kniescheibe, Patellasehne) spielt eine wesentliche aktive stabilisierende Rolle, indem er die passive Stabilisierung durch das Bandapparat verstärkt.

Jedes Gelenk weist eine individuelle, natürliche Lockerheit auf, die als physiologische Laxität bezeichnet wird.

Eine Bandverletzung kann zu einer übermäßigen Lockerheit führen, die ohne muskulären Ausgleich in Instabilität (Gelenkversagen) mündet.

Das Knie ist ein stark beanspruchtes, exponiertes und verletzliches Gelenk. Zudem ist es ein belastetes Gelenk, das anfällig für Knorpelverschleiß (Arthrose) ist.